Laßt uns beginnen mit ein paar Worten von James Darwen: Ein Abend in Schottland. Mit einem sanft flammenden, rotgoldenen Himmel bricht die Dämmerung herein, und der Gesang der Vögel verstummt allmählich. Ein Mann stellt ein funkelndes Kristallglas vor sich auf ein Silbertablett, versunken in Gedanken an die beachtliche Reihe von Malt Whiskys, deren Flaschen die orangefarbene Glut und die Wärme des Kaminfeuers reflektieren. Ein Mann mit Geschmack. Er hält inne. Wofür soll er sich entscheiden? Für einen Highland-Whisky mit voluminösen, fruchtigen Noten, einen sanfteren, eleganteren aus den Lowlands, einen raren und kultivierteren Campbeltown oder für einen Islay mit seinem ungestümen Aroma, der nach Torf und den Nebeln schmeckt, die von der See aufsteigen? Im Kamin knackt ein Holzscheit und schleudert ein paar Funken aus der Glut. Oder soll er vielleicht lieber einen der guten alten Verschnitte, einen Blended Whisky, nehmen? Einen Bells, einen Black and White, einen J&B, einen Clan Campbell oder einen Famous Grouse? Es gibt so viele... Der Wind pfeift leise durch die kahlen Äste der Bäume. Oder soll er in Gedanken über die Irische See reisen und den Whiskeys von Powers oder Jamson Tribut zollen?
Ein Augenblick der Ruhe, der Entscheidung. Er nimmt eine Flasche und schenkt sich ein, mit Verstand und doch großzügig. Die Glut des Whiskys funkelt im Glas wie ein goldenes Licht, das die verglühenden Scheite im Kamin überstrahlt ..., ein tiefes Gold, könnte man sagen, mit rötlichen Tönen ..., oder mit dem Funkeln eines Rubins..., ein Gold mit den tiefen Brauntönen eines Cellos ..., ein klares Gelb, als habe man Schlüsselblumen destilliert ..., ein verschwommenes, unscharfes Traumbild mit den verblassenden Sonnenstrahlen des Nordens. Vorsichtig gibt er ein wenig klares, kühles Wasser in sein Glas. Zarte Aromen entfalten sich.
Auf welches Tal läßt dieser Duft schließen? Welche Anklänge von Heidekraut und Blumen, von Honig und Herbstgräsern, von Minze und Heckenbeeren schwingen darin mit? Spürt man hier nicht einen Hauch des Meeres, das an die Felsküste brandet? Dunstschwaden über den eisigen Tiefen eines sonnenbeschienenen Loch? Oder erinnert das Aroma an ein Torffeuer, das seine weiße Rauchfahne gen Himmel ziehen läßt? Eine Spur Gerstenmalz? Er nippt an seinem Glas. Die Aromen entwickeln sich, machen sich allmählich und durchdringend breit. Und sagen mehr, als Worte sagen könnten. Aber – ist da nicht doch ein Hauch von Mandeln, Nüssen, Zitrus, von Heu vielleicht oder gar von Schokolade und Rosinen? Er schluckt den Whisky hinunter. Ein kräftiger, adstringierender Bitterton verdrängt eine flüchtige Süße. Die Elemente des Geschmacks schwingen weiter, verhallen in warmen Wellen und überlagern sich zu einem Moiré-Effekt Hunderter Aromen. Das gezähmte Feuer dieses kleinen Schlucks wärmt ihn, vom Gaumen bis ins Innerste seiner Seele. Er betrachtet den golden glühenden Drink in seinem Glas: Whisky – Wasser des Lebens. |
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